1.Gründung der DEUTSCHEN LUFTHANSA und späteren INTERFLUG GmbH (Die ersten Jahre) 

2.Verkehrs- und Luftrecht im Sozialismus



 

Betrieb Flughäfen

Betrieb Flugsicherungsanlagen

Erzeugnisse der Flugzeugindustrie der DDR

Flugrouten / Flugfrequenzen / Flugzeuge im Einsatz

Charterverkehr und Messeflüge nach Leipzig

 

Der deutsche Luftverkehr in der DDR nahm, nachdem am 24. Mai 1949 das Grundgesetz in der BRD, am 7. Oktober 1949 die Verfassung der DDR in Kraft getreten war, einen völlig anderen Verlauf.

Im Jahre 1954 wurde in der DDR das sozialistische Luftverkehrsunternehmen "DEUTSCHE LUFTHANSA" gegründet. Dazu wurden im Mai 1955 neue Abfertigungsräume und Werkstätten eingerichtet. Ein Verwaltungsrat wurde gegründet, dem die Herren A. Pieck, F. Horn, E. Wendt und K. Heiland angehörten. Durch den Verlauf des 2. Weltkrieges fehlten die Erfahrungen eines vollen Jahrzehnts zur Einrichtung, Gestaltung und Leitung moderner Luftverkehrsbetriebe in der DDR und ebenso in der BRD. Die veralteten bzw. durch Kriegseinwirkungen zerstörten Anlagen und Flugsicherungseinrichtungen waren keinesfalls den Anforderungen eines modernen Luftverkehrsbetriebes gewachsen. Es waren die UdSSR und die sozialistischen Länder, die der DDR Spezialisten und Flugzeuge zur Verfügung stellten. Ende Oktober 1955 traf eine Gruppe sowjetischer Berater ein, die zwei Jahre in der DDR blieb. Die CSSR unterstützte die DDR beim Landwirtschaftsflug, so daß im August 1956 die ersten Landwirtschaftsflüge aufgenommen werden konnten.

Am 10. September 1958 wurde die INTERFLUG - Gesellschaft für Internationalen Flugverkehr GmbH - gegründet, um Charter und Messeflüge nach Leipzig und auch um den Luftverkehr zwischen der DDR und den nichtsozialistischen Staaten zu gewährleisten. Gesellschafter waren neben der DEUTSCHEN LUFTHANSA die VVB-Flugzeugindustrie Dresden, das Deutsche Reisebüro und die VEB Deutrans. Mit Wirkung vom 1. September 1963 übernahm die INTERFLUG GmbH die von der DEUTSCHEN LUFTHANSA der DDR wahrgenommenen Aufgaben.

Betrieb Flughäfen

Die durch Kriegseinwirkungen zerstörten Flugplätze wurden ab 1955 wieder aufgebaut. Die UdSSR übergab der DDR den Flughafen Berlin/Schönefeld, der vor dem 2. Weltkrieg ein unbedeutender Werkflugplatz war. Seit 1961 entsprach der Flughafen Berlin/Schönefeld den Anforderungen der Gruppe I der internationalen Flughafenqualifikation der ICAO und der Sonderklasse A des COMECON. In den nachfolgenden Jahren wurde der Flughafen Berlin/Schönefeld weiter ausgebaut, um 14 bis maximal 18 Millionen Passagiere als jährliche Verkehrsleistung aufnehmen zu können. Im Jahre 1969 wurden erstmals über eine Million Fluggäste auf dem Flughafen Berlin/Schönefeld abgefertigt und 1990 waren es dann knapp 3 Million Fluggäste. Der Anteil der Transitfluggäste lag damals bei ca. 8 bis 10 %. Der Flughafen Berlin/ Schönefeld wurde im Linienverkehr von den COMECON- Fluggesellschaften (AEROFLOT, CSA, LOT, MALEV, BALKAN, TABSO) und auch von der JAT, der UNITED ARAB AIRLINES und IRAQI AIRWAY angeflogen.

Betrieb Flugsicherungsanlagen

Parallel zum Ausbau des Flugverkehrs verlief der Ausbau der zivilen Flugsicherung, wobei sowjetische Fachleute in den Jahren 1955 und 1956 sehr behilflich waren. Der Flugsicherungsbetriebsdienst wurde von der Flugsicherungszentrale Berlin/Schönefeld und den Flugsicherungs-Nahbereichen ausgeübt. Der zivile Flugsicherungsdienst der DDR, der internationalen Normen entsprach, wurde seit dem 1. Januar 1968 entsprechend einer Verordnung des Ministers für Verkehrswesen vom 9. Dezember 1967, von der staatlichen Luftfahrtinspektion versehen. Die staatliche Luftfahrtinspektion war dem Betriebsteil "Flughäfen" der INTERFLUG unterstellt. Die Grundsatzdokumente für den sozialistischen Weltluftverkehr die auch die Flugsicherungsanlagen betrafen, wurden vornehmlich im COMECON, und zwar in der ständigen Arbeitsgruppe "Luftverkehr" der Transportkommission erarbeitet.

Erzeugnisse der Flugzeugindustrie der DDR 

Im Mai 1955 begann in Lizenz der Nachbau der sowjetischen Ilyushin IL-14 im Volkseigenen Flugzeugwerk Dresden, die nach den Plänen von Professor Dr. Baade und Herrn Karl Pätzold für 26 Fluggäste errichtet wurde. Bis April 1958 wurden 45 Flugzeuge hergestellt und zum behördlich festgesetzten Preis von 330 000 Mark verkauft (eine Douglas DC-8 koste zur damaligen Zeit mit Zubehör 24 Millionen DM). Dieser Flugzeugtyp wurde in die VR Vietnam, die VR Polen, die VR Ungarn, die SR Rumänien, die Vereinigte Arabische Republik usw. geliefert.
Aufgrund neuerer Wirtschaftspläne der COMECON-Mitgliedsstaaten und infolge von Rohstoff Schwierigkeiten wurde 1961 die Flugzeugherstellung ganz aufgegeben. Dies kann man auch daran erkennen, daß im Jahre 1960 an der Hochschule für Verkehrswesen Dresden noch 467 Studenten in der Fachrichtung "Flugingenieur" studierten, während es 1961 nur noch 3 Studenten waren.
Seit 1961 setzte die INTERFLUG nur sowjetische Flugzeuge im Verkehrsflug ein und sie war stark durch Kooperationsleistungen auf dem Gebiet der materiell-technischen Versorgung mit der UdSSR verflochten. Der wichtigste Außenhandelspartner der DDR war damals die UdSSR, mit der 42 % des Außenhandelsvolumens abgewickelt wurden. Mit rund 18 % im Jahre 1968 nahm die DDR im Außenhandel der UdSSR ebenfalls einen wichtigen Platz ein.

Flugrouten / Flugfrequenzen / Flugzeuge im Einsatz


Der Flugbetrieb begann in der DDR im Jahre 1955 mit zweimotorigen Ilyushin IL-14, die nur 32 Flugpassagiere bei einer Fluggeschwindigkeit von 320 km/h befördern konnten. Auf den Inlandstrecken wurden Flugzeuge vom Typ Ilyushin IL-14 und Antonow AN-2 eingesetzt. Die Antonow A-2 wurde im September
1962, die Ilyushin IL-14 Anfang 1966 aus dem Verkehr gezogen und ab April 1960 von der Ilyushin IL-18 und ab Anfang 1966 von der Antonow AN-24 abgelöst. Im Inlandverkehr erreicht die sowjetische Turbopropmaschine Antonow AN-24 auf den Kurzstrecken der DDR eine durchschnittliche Reisegeschwindigkeit von 450 km/h.

Seit 1960 setzte die INTERFLUG die Ilyushin IL-18 ein, die 89 Passagiere aufnehmen konnte und eine Reisegeschwindigkeit von 450 km/h erreichte. Zur Leipziger Frühjahrs- und Herbstmesse 1969 setzte die INTERFLUG erstmals die Tupolew IU-134 zwischen Leipzig - Wien und Leipzig - Kopenhagen ein. Der Einsatz dieser Düsenmaschine erfolgte, da die INTERFLUG auf ihren internationalen Linien nach dem Nahen Osten, Nord- und Westafrika mit der Konkurrenz nichtsozialistischer Fluggesellschaften durch deren fast ausschließlichen Einsatz von Jets konfrontiert war. Seit dem 1. April 1969 wurde die Tupolew TU-134 auf Flügen nach Beirut, Zagreb, Belgrad und Moskau (hier gemeinsam mit der Ilyushin IL-18) eingesetzt.
Auf der Leipziger Herbstmesse 1969 schloss die INTERFLUG mit dem sowjetischen Außenhandelsunternehmen Aviaexport einen Vertrag über die Lieferung der Ilyushin IL-62. Die ersten 3 dieser Flugzeugtypen wurden zunächst auf der Strecke Berlin/Schönefeld - Moskau eingesetzt.

Die AEROPLOT, LOT, CSA, MALEV, INTERFLUG, TAROM und die BALKAN setzten stets ihre modernsten Flugzeugtypen auf den Strecken ein, wo sie im Wettbewerb mit nichtsozialistischen Fluggesellschaften standen. So setzte die AEROFLOT die Ilyushin TL-62 auf ihrer Flugroute von Moskau über Montreal nach New York ein. Sie war auf dieser Strecke, die sie gemeinsam im Pool mit der PAN AM beflog, sehr erfolgreich. Während die AEROFLOT im ersten Betriebsjahr auf dieser Route 9 750 Fluggäste beförderte, waren es bei der PAN AM (NEW York , Kopenhagen - Moskau) etwa 6 000 Passagiere.

Die INTERFLUG beflog die Flugstrecken in einer gemischten Variante (Economy/First Class). Mit der Ilyushin IL-18 wurden die längeren Strecken Economy/First Class und die kürzeren Strecken im europäischen Bereich nur mit der Economy-Class beflogen. Ein Vergleich mit den anderen sozialistischen Fluggesellschaften AEROFLOT, LOT, MALEV und BALKAN zeigt folgende Ausstattung:

    • AEROPLOT flog sowohl mit der reinen Economy Class als auch mit der gemischten Economy/First Class;
    • LOT und MALEV flog auf allen Flugstrecken mit der Economy Class;
    • BALKAN flog auf allen Strecken mit der gemischten Economy/First Class Variante.


Die Fluggesellschaften, die über modernes Fluggerät verfügen, ziehen die Fluggäste anderer Fluggesellschaften ab. Ein Passagier oder Kunde, welcher nach Flugleistungen nachfragt, glaubten immer, die Fluggesellschaft mit den modernsten Flugzeugtypen sei dynamisch, fortschrittlich und orientiere sich mehr als andere Fluggesellschaften an den Wünschen der Passagiere, und sie werden daher die Flugleistungen der entsprechenden Fluggesellschaft in Anspruch nehmen (siehe Ruf der DLH).
 

So hatte die PAN AM vom 4. Oktober 1958 bis zum 5. September 1959 eine Monopolstellung mit der Boing-707 inne, die sie dann durch Einführung dieses Typs durch die QUANTAS, TWA, SABENA, AIR FRANCE, DEUTSCHE LUFTHANSA usw. verlor. Später sah es mit der Einführung der Boeing-747 (Jumbo-Jet) ähnlich aus.
 

Das Inlandflugnetz der INTERFLUG auf dem Gebiet der damaligen DDR ähnelte dem der alten DEUTSCHEN LUFTHANSA vor dem 2. Weltkrieg , hatte aber insofern Verbesserungen aufzuweisen, weil durchgehende Nord-Südlinien während des Sommers den Fluggästen die Möglichkeit gab, von der Ostsee nach Sachsen bzw.
von Sachsen an die Ostsee zu gelangen, ohne über Berlin/ Schönefeld fliegen zu müssen. Die Fluglinie Dresden-Erfurt war die einzige Ost-West-Verbindung; die anderen Linien verliefen alle in Nord-Süd-Richtung.
Weitere internationale Inlandflughäfen bestanden in Leipzig/ Schkeuditz und Dresden, während Leipzig/ Mockau, Rostock-Stralsund (Barth) und Seebad Heringsdorf Inlandflughäfen waren. Die Inlandflughäfen Rostock-Stralsund (Barth) und Karl-Marx-Stadt wurden damals aber nicht angeflogen.
 

Vom Flughafen Dresden/Klotsche bestand eine ganzjährige Verbindung nach Berlin/Schönefeld, im Sommer auch nach anderen Flughäfen der DDR. Seit dem Sommer 1967 wurden ebenfalls Flüge von Leipzig/Schkeuditz und Dresden nach Budapest durchgeführt. Der Flughafen Leipzig/Mockau konnte nur kleinere und mittlere Flugzeuge aufnehmen. Die Flughäfen Barth und auch Heringsdorf hatten vor allem für den Urlaubsverkehr Bedeutung, Barth wurde ganzjährig, Heringsdorf aber nur im Sommer angeflogen. Erfurt hatte ganzjährig mit Berlin/Schönefeld und Dresden, im Sommer auch mit anderen DDR Flughäfen Verbindung.

Charterverkehr

Das Charterpassagieraufkommen stieg von 2 660 (1956) auf über 174 000 im Jahr 1968 an. Dies ist besonders eindrucksvoll , wenn man bedenkt, daß im Jahre 1968 rund 719 000 Passagiere mit der INTERFLUG flogen. Einen immer größeren Umfang nahm dabei die Beförderung von Urlaubsreisenden ein, die an das Schwarze Meer oder an die Ostsee flogen. Charterflüge wurden aber ebenso in die nichtsozialistischen Staaten Österreich, Griechenland, Zypern, Jemen, Skandinavien, Indonesien, Indien usw. durchgeführt.

Messeflüge nach Leipzig

Einer seit 1919 bestehenden Tradition des deutschen Luftverkehrs entsprachen die Sonderdienste zur Leipziger Frühjahrs- und Herbstmesse. Die INTERFLUG nahm anlässlich der Frühjahrsmesse 1956 den Linienflugverkehr zwischen Leipzig und Berlin/Schönefeld wieder auf und führte seit 1959 Sonderflüge zischen Leipzig und Kopenhagen, Stockholm und Wien durch. Ebenso fanden in den folgenden Jahren Sonderflüge zur Leipziger Messe durch SWISSAIR, SAS, KLM, SABENA, AIR FRANCE, BEA, AUA, STERLING AIRWAYS usw. statt.